Am Samstagmorgen, dem 5. Juli, eröffnete der Männer-Doppelzweier mit Alex und Gian Luca die Schweizermeisterschaft für den Seeclub Stansstad. Mit einem starken Auftritt und einem souveränen Vorlaufsieg sicherten sie sich direkt den Startplatz im A-Final. Nur wenig später stieg auch Gian Lucas jüngere Schwester Nevia ins Renngeschehen ein. Für sie war es bereits die zweite Teilnahme an einer SM. Die beiden hatten mit Lausanne und Vésenaz den wohl härtesten Vorlauf des Feldes erwischt. Nur die ersten zwei Boote qualifizierten sich direkt fürs A-Final. Eine hohe Hürde, doch Nevia und Emilia liessen sich nicht einschüchtern. In der Rennbesprechung war der Ton klar: „Wir rudern heute um unser Leben – und wir machen den Lausannerinnen richtig Angst.“ Und das taten sie. Die beiden Mädchen ruderten am absoluten Limit – und kamen am Ende mit nur acht Hundertstelsekunden Rückstand hinter Lausanne ins Ziel.

Auch bei den U17-Juniorinnen war die Zielvorgabe klar: Mindestens Dritte werden für die A-Final-Qualifikation. Doch für den Vierer war klar: sie wollten sich im Vorlauf nicht zum ersten Mal in der Saison schlagen lassen. Ihr Plan: gleich am Start vorneweg fahren, das Feld kontrollieren und – wenn möglich – etwas Tempo herausnehmen, um Kräfte für den Sonntag zu sparen. Der Plan ging auf.

Weniger Glück hatte der U19-Doppelvierer mit Josua. Die Mannschaft geriet in einen sehr starken Vorlauf und konnte am Start nicht mithalten. Für eine A-Final-Qualifikation hätte es einen ersten oder zweiten Rang gebraucht, für das B-Final zumindest Platz drei oder vier. Leider gelang es dem Team nicht, sich für einen Final am Sonntag zu qualifizieren. Josua, der als Schlagmann fuhr, meldete nach dem Rennen zurück, dass sich das Boot träge angefühlt habe und sie dem Tempo der anderen Teams nichts entgegensetzen konnten. Trotz dieser Enttäuschung war es für Josua eine erfolgreiche Saison: Zum ersten Mal sass er in einem Grossboot – ein grosser Entwicklungsschritt für den Obbürger, der seit drei Jahren für den SCS rudert.

Der Männer-Doppelvierer setzte zum Schluss des Tages noch ein kräftiges Ausrufezeichen. Mit einem starken Vorlauf und der schnellsten Zeit des Tages qualifizierten sich die vier souverän fürs A-Final. Mit Jan am Schlag hatte das Team einen enormen taktischen Vorteil. Er weiss, wie man ein Rennen aufbaut, wie man Schlagzahlen steigert – und vor allem, wie man gewinnt. Gian Luca und Alexander sorgten im Mittelschiff für die nötige Power, und für Julian war die Teilnahme allein schon eine riesige Motivation: Der Schweizermeistertitel bei der Elite fehlte ihm noch.

Die Konkurrenz im Männderdoppelvierer war hochkarätig: Lugano trat mit einem U19-WM-Teilnehmer am Schlag, einem U23-Athleten im Mittelschiff, einem polnischen Olympioniken und dem ehemaligen Leichtgewichtsweltmeister (heute Trainer) im Bug an. Lausanne hatte unter anderem Augustin Maillefer im Boot – Olympionike und Doppelvierer-Spezialist. Bei Luzern sass der tschechische Olympionike und ehemalige Leichtgewichtsrivale von Jan am Schlag. Und Bern trat mit drei U23-Kaderathleten an – darunter Teamkollegen von Gian Luca und Alex. Man darf also mit Fug und Recht behaupten: Es war wohl eines der am stärksten besetzten Männerfeld des Wochenendes.

Bereits am Samstag starteten zudem Jürgen Träger und sein langjähriger Partner Kurt Struzina in der Masterkategorie F. Aufgrund eingeschränkter Trainingsmöglichkeiten in diesem Jahr reichte es am Ende für Rang fünf – ein solides Resultat.

Ich wurde an diesem Tag oft gefragt, wie es laufe und ob ich mich auf den Sonntag freue – es sehe ja so vielversprechend aus. Innerlich war ich sehr zuversichtlich. Wir hatten bereits so viel mehr erreicht, als ich mir zu Beginn des Jahres hätte vorstellen können. Und doch – die Wettkampfruderin in mir wollte mehr. Ich wünschte mir Medaillen, besonders für unsere Juniorinnen. Ich wollte zeigen, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen hatten, dass Irina und ich einen guten Job gemacht haben – und dass wir auch als kleines Team konkurrenzfähig und medaillenwürdig sind. Die grosse Kunst bestand für mich darin, diese Hoffnung nicht als Druck an unsere Junior:innen weiterzugeben. Ich antwortete also stets bescheiden: „Alle müssen erst einmal über die Ziellinie kommen. Dann schauen wir, was herauskommt.“

Und dann ging am Sonntag alles auf. Die erste Medaille für den SCS holte die U15-Juniorin Nevia gemeinsam mit Emilia. Auf Bahn 5 neben Sempach und Baden gestartet, positionierte sich Lausanne früh an der Spitze, Sempach lag auf Platz zwei. Reuss Luzern und das SCS/Seeclub Luzern-Boot lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz drei. Doch Nevia und Emilias Beine waren frisch. Nach 500 m schoben sie sich an Reuss Luzern vorbei und positionierten sich klar auf Rang drei. Sempach konnte das Tempo nicht mehr halten. Bei 300 m vor dem Ziel kam der geplante Schlussspurt – und wie! Nevia und Emilia zogen an Sempach vorbei und setzten sich deutlich auf Rang zwei. Niemand konnte Lausanne noch gefährden – die beiden jungen Welschen wurden verdient Schweizermeisterinnen. Nevia und Emilia strahlten über beide Ohren über ihre Silbermedaille.

Die Zeichen für eine Medaille waren da, aber dass sie am Saisonhöhepunkt eine solche Leistung abrufen konnten, war schlicht beeindruckend. Emilia wird nächstes Jahr in die U17-Kategorie aufsteigen. Nevia darf nochmals U15 fahren – wer weiss, was da noch möglich ist.

Nur 20 Minuten später folgte der Start des U17-Doppelvierers. Alina, Siria, Clara und Olivia hatten eine klare Mission. Clara hatte bereits am Vormittag ihren ersten SM-Titel im U17-Doppelzweier gewonnen. Das Rennen im Vierer verlief ebenso souverän: Vom Start weg dominierten die Zentralschweizerinnen und liessen Lausanne und Küssnacht keine Chance. Sie kontrollierten das Feld und sicherten sich mit einer ganzen Bootslänge Vorsprung den Schweizermeistertitel. Für Olivia, Siria und Alina war es die erste Medaille an einer SM. Siria wird im kommenden Jahr gemeinsam mit Clara in die U19-Kategorie aufsteigen. Alina und Olivia erhalten nächstes Jahr nochmals die Chance, bei den U17 ganz vorne mitzufahren.

Nur wenige Minuten später startete der Männer-Doppelvierer. Das Ziel war klar: Gold. Die Taktik: Am Start mitfahren aber sich nicht von schnellen Startern wie Lausanne oder Lugano verunsichern lassen. Bei 1000 m sollte das Tempo und die Schlagzahl erhöht werden – und dann davonziehen. So war es abgesprochen. So kam es auch. Innerhalb von zehn Schlägen schob sich das Boot auf Platz zwei vor, und in den nächsten fünf bereits mit einem klaren Vorsprung an die Spitze. Keiner der Konkurrenten konnte mithalten. Der SCS-Doppelvierer brachte das Boot sicher ins Ziel – mit beinahe zwei Längen Vorsprung auf Lugano. Für Jan war es der erste SM-Titel in einem Grossboot, nachdem er in vergangenen Jahren im Einer dominiert hatte. Alexander war bereits Skiff-Schweizermeister und hatte als Junior mit Gian Luca dreimal Gold im U19-Doppelvierer geholt. Doch für Gian Luca und Julian war es der erste Titel in der Elite-Kategorie. Der 30-jährige Julian bewies, dass es nie zu spät ist, um in den Kampf über 2000 m einzusteigen.

Nach diesem erfolgreichen Morgen konnten wir endlich durchatmen. Alle Juniorinnen kehrten mit einer Medaille nach Hause zurück. Es war eine Art Erlösung. Seit Sina Häfelis Medaille im Jahr 2019 war bei den Juniorinnen lange Flaute. Zwar sicherten die Jungs uns Jahr für Jahr Medaillen und Titel – aber bei den Mädchen fehlte es lange an Nachwuchs. Erst 2022, mit dem Sommercamp, kam neuer Schwung auf. Aber es braucht Zeit, bis aus Anfängerinnen Medaillengewinnerinnen werden. Dass nun 2025 endlich wieder Juniorinnen für den SCS-Medaillen gewinnen konnten, war etwas ganz Besonderes.

Am Nachmittag bestritten Gian Luca und Alex das letzte Rennen des Wochenendes im Männer-Doppelzweier. Die Bedingungen hatten sich deutlich verändert: starker Gegenwind, Böen. Das Feld war erneut hochkarätig besetzt. Olympionike Kai Schätzle und Maurin Lange dominierten das Rennen. Gegen die beiden U23-Kollegen aus Bern hatten Gian Luca und Alex im Gegenwind keine Chance. Shamall, der Bugmann der Berner, meinte später lachend auf dem Podest, dass er beim Blick auf Gian Lucas Rudertechnik keine Angst gehabt hätte. Doch trotz technischer Defizite gelang es den beiden SCS-Ruderern, die restlichen Boote auf Abstand zu halten – und mit der Bronzemedaille den Medaillensatz für den Club zu vervollständigen.

Dank dem Schweizermeistertitel im Männer-Doppelvierer und dem dritten Rang im Männerdoppelzweier konnten wir uns in der Clubwertung im Mittelfeld der nationalen Rangliste platzieren. Die Gesamtwertung gewann erneut der Seeclub Küsnacht vor Basel und Luzern.

Bericht: Serafina Merloni

Fotos: Serafina Merloni, Detlev Seyb und Othmar Egli