Jeannine Gmelin ist Mitglied im SCS und hat über den Winter in Stansstad trainiert. Ihr Stammverein ist Uster.

In einem stark geruderten Finalrennen platzierte sich Jeannine Gmelin auf dem 5. Olympiarang, holte ein Olympisches Diplom und egalisierte damit ihr Resultat der Olympischen Spiele in Rio 2016.

Herzliche Gratulation!

Gold in Tokio ging mit neuem olympischem Rekord an Emma Twigg (NZL), Europameisterin Hanna Prakatsen (RUS) gewann Silber und Magdalena Lobnig (AUT) holte Bronze.

Erstaunlich ruhiges Wasser empfing die sechs Finalistinnen des Fraueneiners heute Freitag, was für Jeannine Gmelin nicht unbedingt ein Vorteil sein sollte. Denn es sind die anspruchsvollen Bedingungen, bei denen sie ihren kompakten Ruderschlag wie kaum eine andere ausspielen kann, was sie tags zuvor im Halbfinal eindrücklich demonstriert hatte.

Als Schnellstarterin bekannt, übernahm die Österreicherin Magdalena Lobnig von Beginn weg das Zepter. Emma Twigg aus Neuseeland setzte ihr unmittelbar nach. Jeannine Gmelin kam am Start erneut schnell weg, lag nach den Startschlägen ausgezeichnet im Feld und passierte die 500-Meter-Marke als Dritte. Im zweiten Streckenviertel setzte sich die Neuseeländerin erwartungsgemäss an die Spitze. Wer sollte sie heute schlagen? Die Europameisterin Hanna Prakatsen aus Russland erhöhte den Druck und schob sie an Jeannine Gmelin vorbei. Zeitgleich griffen die Chinesin Yan Jiang und die Britin Victoria Thornley an. «Ob ich im mittleren Teil etwas anders hätte machen sollen, kann ich erst nach der Videoanalyse sagen», erklärte Jeannine Gmelin nach dem Rennen.

Die 1000-Meter-Marke überquerten die vier Verfolgerinnen hinter Twigg und Lobnig auf einer Linie aufgereiht innerhalb von 49 Hundertstelsekunden. Emma Twigg ruderte an der Spitze unangefochten ihr Rennen. Hanna Prakatsen liess auf der zweiten Streckenhälfte auch Magdalena Lobnig hinter sich, die sich im letzten Streckenviertel plötzlich gegen Thornley, Gmelin und Jiang wehren musste. Der Endspurt auf den letzten 400 Metern musste entscheiden. Alles war noch möglich. Jeannine Gmelin startete früh und bewies Stehvermögen. Sie schob sich auf den letzten Metern noch an der Chinesin Yan Jiang vorbei, auf den 5. Rang. Bronze aber blieb um 1,19 Sekunden entfernt. «Bitter, dass es so knapp war. Gleichzeitig ist es eben auch hammer, dass es so eng umkämpft war», sagte Jeannine Gmelin.

Gold ging mit neuem olympischem Rekord an Emma Twigg (NZL), Europameisterin Hanna Prakatsen (RUS) gewann Silber und Magdalena Lobnig (AUT) holte Bronze. Jeannine Gmelin: «Heute hätte ich nicht viel besser machen können. Mit meinem Start und Endspurt bin ich sehr zufrieden. Ich bin stolz, in diesem schnellsten Finalrennen der weltbesten Fraueneiner, in dem ein neuer Olympischer Rekord aufgestellt wurde, eine starke Leistung gezeigt zu haben.»

Olympia-Fazit des Verbandsdirektors Christian Stofer:
«Wir haben eine spektakuläre, teilweise dramatische und sportlich hochstehende olympische Ruder-Regatta auf der anspruchsvollen Sea Forest Waterway Regattastrecke erlebt. Man wusste nie, was als nächstes passiert. Der sportliche Level der Regatta war über alle Bootsklassen hinweg sehr hoch, davon zeugen die unzähligen Weltbestzeiten und olympischen Rekorde. Mit den je fünften Rängen von Jeannine Gmelin sowie Barnabé Delarze/Roman Röösli und dem Sieg im kleinen Finale durch Frédérique Rol/Patricia Merz dürfen wir mit drei olympischen Diplomen aus Tokio abreisen. Der Vierer-ohne mit Andrin Gulich, Joel Schürch, Markus Kessler und Paul Jacquot hat ein Diplom um einen Rang verpasst. Jeannine Gmelin im Skiff und der Doppelzweier Barnabé Delarze und Roman Röösli konnten sich auch dieses Mal für die A-Finals qualifizieren in harten Qualifikationsrunden, was ihre hohe Konstanz über die letzten Jahre erneut bestätigte. Das angestrebte Medaillenziel haben wir dieses Mal leider verpasst. Dafür stehen drei olympische Diplome zu Buche. Das ist ein sehr solides Ergebnis.

Die Coronakrise hat dazu geführt, dass jede Athletin und jeder Athlet eine eigene Geschichte schrieb und einen eigenen Weg zu bewältigen hatte, um an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Die Ruderinnen und Ruderer haben sehr viel investiert, haben ein zusätzliches Jahr hingegeben, um nach Tokio zu kommen. Es war ein eindrückliches Commitment, das unsere Athletinnen und Athleten gezeigt haben. Dafür danke ich dem gesamten Team sehr herzlich. Am Tag X muss viel zusammenpassen, um eine Medaille gewinnen zu können. Heute fehlte dazu etwa eine halbe Bootslänge. Ich danke dem ganzen Trainerteam mit Edouard Blanc, Anne-Marie Howald, Bill Lucas und Robin Dowell sowie dem Medical Team mit Physiotherapeut Simon Ittmann und Masseur Thomas Rymann für den grossen Einsatz, damit sich die SWISS ROWING Boote hier in Tokio bei diesen extremen klimatischen Bedingungen inmitten der weltbesten Boote klassieren und eine kompakte Mannschaftsleistung abgeben konnten.»

Neuseeland in Tokio eine Klasse für sich
Mit fünf Medaillen, drei davon Gold, führt Neuseeland den Medaillenspiegel an. Die Kiwis demonstrierten in Tokio eindrücklich, dass fehlende internationale Wettkampfpraxis kein Grund für eine enttäuschende Performance sein kann. Seit der WM 2019 in Linz hatten die neuseeländischen Ruderinnen und Ruderer aufgrund der ihnen auferlegten, rigorosen Corona-Schutzmassnahmen keine internationalen Rennen mehr bestreiten können. In Tokio aber waren die Crews bereit. Drei Medaillen kamen heute hinzu. Neben der Goldmedaille von Emma Twigg holte sich der Männer-Achter Gold vor Deutschland und Grossbritannien. Der neuseeländische Frauen-Achter gewann die Silbermedaille hinter Kanada.

Hinter Neuseeland klassiert sich Australien mit vier Medaillen, beide Goldmedaillen erkämpften sie im Vierer-ohne. Als drittbeste Nation dürfen sich die Niederlande feiern lassen. Sie holten fünf Medaillen, davon eine goldene im Männer-Doppelvierer. Insgesamt 18 Nationen sicherten sich eine olympische Medaille. Ohne Medaille und unter den Erwartungen blieb indessen eine der grossen Rudernationen, die USA.


Resultat Olympische Spiele Tokio, Freitag, 30.07.2021:

Frauen
Einer (W1x)
A-Final
1. Emma Twigg (NZL) 7:13.97 (Olympischer Rekord); 2. Hanna Prakatsen (RUS) 7:17.39; 3. Magdalena Lobnig (AUT) 7:19.72; 4. Victoria Thornley (GBR) 7:20.39; 5. Jeannine Gmelin (SUI) 7:20.91; 6. Yan Jiang (CHN) 7:21.33